Über uns
Auszug aus unserer Chronik:
"Wer auf Gott vertraut
und Bretter klaut,
der hat ne´ billige Laube."
... so lautet ein altes Berliner Sprichwort.
Bretter wurden sicherlich nicht geklaut, aber offensichtlich vertrauten die Bewerber für eine Parzelle in der Kolonie Schweizerland auf Gott. Denn im Pachtvertrag mit dem Bezirksverband Zehlendorf e.V. heißt es:
"Der Pachtvertrag hat die gleiche Dauer, wie der mit der Stadt geschlossene Hauptpachtvertrag. Er beginnt mithin am 01.04.1929 und endet am 31.03.1939. Er verlängert sich ebenso wie der Hauptpachtvertrag jeweils um 5 Jahre, wenn keine der Parteien 1 Jahr vor Ablauf des Vertrages denselben kündigt."
Trotz der kurzen, sicheren Pachtdauer wurde mit erheblichem Aufwand von Seiten des Bezirks und der Pächter eine Musterkolonie erstellt und als Dauerkolonie bezeichnet. Aber prompt nach 10 Jahren, nämlich 1939, stand das Telefunkenwerk und davor der 1. Abschnitt des 4. Ringes, eine sechsspurige autobahnähnliche Straße. Ihre Weiterführung durch die Kolonie war nur noch eine Frage der Zeit, doch zunächst verhinderte der Krieg den Bau. Nach dem 2. Weltkrieg besiedelten zahlreiche Dauerbewohner die Kolonie, denn Wohnraum war knapp. Die Angst vor der Kündigung und Räumung des Geländes war nicht unbegründet, denn schon 1941 sollte der westlich des noch zu bauenden 4. Ringes zwischen Osteweg und Hochbaumstraße gelegene Kolonieteil aufgehoben werden, der östliche Teil aber erhalten bleiben. So sah es der "Speer - Plan zur Neugestaltung der Reichshauptstadt" vor. 1958 wurde das zwischen Hochbaumstraße und Osteweg sowie zwischen Schweizer Weg und Schottmüllerstr. gelegene Kleingartengelände zum Wohnungsbau - Reservegebiet erklärt. Am 1. September 1964 wird für einen Teil der Kolonie Schweizerland die Kündigung ausgesprochen, um Wohnungen für die amerikanische Besatzungsmacht errichten zu können.
Der Landesverband klagt erfolglos vor dem Landgericht, das Kammergericht revidiert das Urteil, die Wohnungen wurden in Düppel gebaut. 1973 muss der 4. Ring (heute Platz des 4. Juli) wieder herhalten, um an das Koloniegelände heranzukommen. Angeblich brauchen US-Streitkräfte eine panzertragende Straße. In Wirklichkeit aber sollte diese Straße der Baulogistik dienen. Eine zweite Gropiusstadt war angedacht. Nur das Geld dafür fehlte, und unter dem Druck einer Art Bürgerinitiative kann der damalige Bausenator Harry Ristock die Gemüter beruhigen, indem er erklärt, dass in absehbarer Zeit das Kleingartengelände nicht beansprucht wird. Es kehrt Ruhe ein und besonnene Politiker wie Herbert Weber als Baustadtrat und heutiger Bezirksbürgermeister, Baustadtrat René Rögner- Francke, Baustadtrat Norbert Kopp engagieren sich für das Kleingartenwesen in ganz besonderer Weise. Schon erwächst Vertrauen in die Zukunft und die Schweizerländer investieren ohne jegliche Absicherung in neun Jahren 1,5 Millionen DM in die Erdkabel der Stromversorgung und eine neue Wasserleitung.
60 Jahre lang haben wir Kleingärtner gebangt und gekämpft. Mit Hilfe der aufgeschlossenen Bezirkspolitiker entstehen Bebauungspläne, die eine glückliche Zukunft verheißen.
Wir bedanken uns bei allen sehr herzlich, die daran mitgewirkt haben.
Seit Juli 2000 ist die Kolonie Schweizerland Dauerkleingartenanlage.